Los Tres Viajantes: Steffi, Tim + Jonas in Südamerika
Los Tres Viajantes: Steffi, Tim + Jonas in Südamerika     

Wir fassen großzügig die Regionen IV bis VI unter "Seengebiet" zusammen und zählen auch die Hauptstadt Santiago de Chile dazu, auch wenn das "Seengebiet" im engeren Sinne erst 500km südlich von Santiago anfängt.

 

Santiago de Chile

Unsere Stadtrundfahrt machen wir, indem wir auf der Stadtautobahn die falsche Abfahrt erwischen. - Schon sind wir mittendrin. Die Stadt beeindruckt mit ihrer einmaligen Kulisse: Vorne die Hochhäuser des Zentrums, in der Mitte Nebel und im Hintergrund die schneebedeckten Berge. Wir fahren durch diese entspannte Stadt und haben das Gefühl: es könnte auch Chicago sein. Im Vergleich zu anderen südamerikanischen Großstädten fällt die Sauberkeit und "Organisiertheit" auf. Dafür gibts dann hier auch Parkplatznot in europäischem Ausmaß. Wir durchfahren die Stadt mit leicht schlechtem Gewissen, denn die Nutzung der Stadtautobahnen ist nur Fahrzeugen mit elektronischem Maut-Gerät gestattet, welches wir natürlich nicht besitzen. Lange halten wir uns hier entsprechend nicht auf, wir wollen in den Cajón de Maipó...

 

Cajón de Maipó

In San Alfonso, im Tal des Maipó-Flusses, genießen wir nach unserer Passüberquerung aus Mendoza und vor unserem Abstecher auf die Osterinsel die Natur. Unser Stellplatz liegt im Cascadas de las Animas Park, wir stehen einsam zwischen Bäumen, mit dem rauschenden Fluss und einem Wasserfall im Hintergrund. Den Platz zu erreichen war echte Maßarbeit, denn eigentlich sind die Pfade viel zu schmal und kurvig für den Gelben und die Bäume viel zu niedrig. Steffi biegt die Äste um, ich fahre durch, so erreichen wir unsere grüne Oase.

 

Pucón, Lago Villarica & Volcan Villarica

Schneller als gedacht sind wir nun wirklich mitten im Seengebiet. Von der Panamericana Richtung Osten machen wir einige Tage Station in Pucón. Ein schöner Ort mit Holzfassaden und Blockhütten wie er auch in der Schweiz sein könnte. Und ein Eldorado für Freizeitaktivitäten. Hier hat jeder ein Snowboard, eine Bergsteigerausrüstung, ein Boot oder sein Pferd auf dem Pick-up.

Vom Ufer des Lago Villarica sehen wir den Bilderbuch-Kegel des Villarica Vulkans: Ein schneebedeckter weißer Kegel, 2.800 Meter, mit rauchendem Schlot. Fährt man näher heran, erkennt man Skilifte und ganz oben die Seilschaften der Bergsteiger.

Es bahnt sich der chilenische Nationalfeiertag am 18.09. an und das bedeutet in Chile grob, dass fünf Tage vorher und nachher ordentlich gefeiert wird. (Trotz Ferien und Hochsaison hat dann alles geschlossen). Jeder, wirklich jeder Chilene hat seit Wochen eine Chile-Flagge in Form einer Standarte, Girlande o.ä. am Auto und auch wir rüsten im letzten Moment nach.

In der Stadt platzen wir dann mitten in die Feierlichkeiten: Umzüge der Feuerwehr, Polizei, der örtlichen Schulen, von Reiterstaffeln und Tanzgruppen. Als Kölner sind wir ja paraden-erprobt und Jonas wedelt routiniert die Chile-Fahne.

Nachdem wir eine trotz der Feierlichkeiten geöffnete Wäscherei gefunden haben, geben wir 15Kg (!) Wäsche ab, in letzter Sekunde quasi, die Wäschereserven waren im roten Bereich.

Rund um Pucón gibt es auf kleinen, hügeligen Berg-Schotter-Straßen außerdem unzählige heisse Quellen und Wasserfälle (die meisten allerdings in privater Hand von Hotels), die wir in den nächsten Tagen noch erkunden. Man könnte meinen, in einem deutschen Mittelgebirge zu sein: Kuhweiden, kleine Orte mit spitzgiebeligen Häusern, Tafeln die für „Kuchen“ werben. Wir kehren ein im „Restauran Tyrol“ – Bratwurst, Wildschwein & Schnitzel stehen auf der Karte. Inzwischen ist auch das Wetter „deutsch“, es hat sich eingeregnet und nachts prasselt sogar Hagel auf unsere Dachfenster über dem Bett. Wie schön, dass wir nicht wie unsere Platznachbarn in einem Zelt schlafen müssen…

Überhaupt Chile: Ein wahnsinniges Land mit Landschaften von der heissen Atacamawüste über sanfte Weinberge und steile Hochgebirge, rauschenden Flüssen in senkrechten Canyons bis zu eleganten Großstädten und den unwirklichen Seen und Inseln im Süden gibt es hier alles. Auf der anderen Seite spürt man, wie aufstrebend das Land ist oder sein will. Wir hörten es schon von anderen Reisenden und hier ist wirklich sehr Vieles privatisiert: Seegrundstücke, Quellen, Wasserfälle, Mautstraßen. An manchen Tagen passieren wir 5 oder 6 Mautstationen und zahlen € 20-30,-. Man sieht, dass dieses Land „Gas gibt“, hier fahren dicke Autos und man zeigt, was man hat. Der Fahrstil hingegen ist eher dämlich, man fährt "defensiv aber ignorant": Fahre ich z.B. auf eine dreispurige, komplett leere Autobahn und es kommt ein einziges Fahrzeug auf der rechten Spur, so wird mich dieses garantiert nicht durch einen Wechsel auf die Mittelspur reinlassen, sondern stur weiter rechts fahren.

Valdivia

Diese feuchte, nebelige Stadt, unter anderem geprägt durch deutsche Einwanderer, hat eine Besonderheit zu bieten: Am Fischmarkt tummeln sich ausgewachsene Seelöwen, die hier auf Fischreste warten. Den großen, massigen Tieren kann man hier auf ein-zwei Meter nahekommen. Außerdem gibt es die Brauerei „Kunstmann“ und „Oma’s Café“. Ich kaufe mir eine Fellmütze mit Ohrenklappen, jetzt können die Gletscher kommen!

Nachdem wir Valdivia verlassen, fahren wir einem konsequenten Zick-Zack-Kurs folgend, wieder nach Osten und über Osorno in den Nationalpark Puyehue. An einer Dorf-Tankstelle herrscht reger Andrang, hinter uns eine lange Schlange. Wir müssen etwas rangieren und der Pick-Up hinter uns setzt bereitwillig für uns zurück. Mit lautem Krachen rammt er seinen Hintermann und setzt eine Kettenreaktion in Gang. Doch niemand steigt aus, Rempler an Pick-Ups regen hier keinen auf. Unauffällig ziehen wir als "Auslöser" von dannen...

Hier kommen wir der Schneefallgrenze schon gefährlich nahe und wieder einmal sind wir die einzigen Gäste auf dem Nationalpark-Campingplatz. Ein verwunschener Ort, mitten im Wald, mit dem Getöse eines Wasserfalls im Hintergrund. Die Frau an der Anmeldung ist Deutsche und berichtet, dass es hier vorgestern die stärksten Schneefälle des Jahres gegeben hat und der Pass nach Argentinien gesperrt wurde. - Das kommt uns irgendwie bekannt vor...

Was wir hier noch nicht bemerken ist, dass Steffi unser letztes großes Duschhandtuch in der hiesigen Dusche vergisst... Siehe "Verluste" unter Kurioses.

Am nächsten Morgen herrscht eine ganz andere Wetterlage, strahlender Sonnenschein, tiefblauer Himmel. Da fällt die Fahrt über den Grenzpass nach San Carlos de Bariloche in Argentinien leicht...

 

Frutillar

Nach unserer Erkundung der argentinischen Orte Bariloche, El Bolsón und La Angostura sind wir jetzt also zurück im südlichen chilenischen Seen-Gebiet in Frutillar. Hier ticken die Uhren deutsch, es gibt wohl keinen Ort in Chile mit einer stärkeren deutschen Prägung durch frühere Einwanderer (1856). Also essen wir "Apfelstrudel", speisen im Restaurant "Guten Appetit" und gönnen uns eine Hotel-Nacht im "Haus am See". Die Krönung: im örtlichen Supermarkt gibt es Braunschweiger Hofbräu Pilsener, Originaldosen, noch 6 Monate haltbar. Wunder der Warenlogistik...

Auf der Fahrt gibt es grandiose Ausblicke auf den schneebedeckten Kegel des Vulkan Osornó. Abends gönnen wir uns dann doch ganz südamerkanisch eine Grillplatte ungeahnten Ausmaßes (es kam ein Grill auf den Tisch mit genau 14 Stück Fleich+Wurst für zwei Personen...).

Dann fahren wir weiter südlich nach Puerto Vargas, ebenfalls ein nettes Städtchen mit deutschem Einschlag, herrlich gelegen am See mit Blick auf den Volcan Osornó. Hier kaufe ich endlich wie angegossen passende Trekking-Stiefel, die ich in den nächsten Wochen noch zu schätzen lernen sollte.

Puerto Montt

... Und schließlich kommen wir nach Puerto Montt, der letzten größeren Stadt in Chile, am untersten Ende der Panamericana, bevor diese endet und nur noch die nicht-asphaltierte Carretera Austral durch die unberührte Fjordlandschaft in den äußersten Süden Patagoniens führt, bis es schließlich keine Straße mehr gibt.

Zu unserer Überraschung ist das Klima hier wieder milder und die Einheimischen erklären uns dies mit dem maritimen Einfluss hier direkt am Pazifik. Das heißt tagsüber T-Shirt-Wetter und nachts deutlich über Null. Außerdem 12 Stunden Sonne pro Tag (wahrscheinlich mit der UV-Dosis einer Woche).

Eine Nacht stehen wir im Garten eines britischen "Aussteigers", mitten in der Wildnis und direkt an der Steilküste. Der schmale Weg dorthin hätte auch keinen Zentimeter enger sein dürfen (siehe Bilder). Hier sehen wir den klarsten Sternenhimmel unseres Lebens.

Chiloé

Chiloé ist eine 200 Kilometer lange Insel südwestlich von Puerto Montt. Nach dem Übersetzen mit der Fähre führt hier die Ruta5 - inzwischen nur noch eine einspurige Landstraße - bis zum Ort Quellon. Dort endet die legendäre Straße, der wir seit der Einreise nach Chile ganz im Norden über tausende Kilometer gefolgt sind.

Chiloé ist grün und hügelig, die Uhren ticken (nochmals) etwas langsamer und es gibt eine ausgeprägte lokale Kultur voller Sagen, Mythen und Fabelwesen.

Die ersten Frühlingstage und das Wochenende locken die Einheimischen in Scharen auf die Straßen und Plätze. Auch die Freiwillige Feuerwehr putzt und wartet ihr Gerät. Erstaunlicherweise durch zwei weibliche Feuerwehr-Amazonen - klobige Feuerwehrhose mit breiten Hosenträgern, darunter knappes Top - wie Tim ungläubig feststellt. Die Telefonnummer hab ich (112 :-).

Unser Stellplatz hat einen traumhaften Blick über die Bucht und wir genießen den Sonnenuntergang aus dem Gelben heraus.

 

Der morgendliche Check des Autos ergibt: an der Markise haben sich einige Schrauben losgerüttelt, da muss Ersatz aus der Bordwerkstatt her...

Am nächsten Tag ein Schreck in der Morgenstunde: Ich knicke mir so unglücklich den Fuß um, dass ich schmerzerfüllt zu Boden gehe und für Minuten denke "das ist mindestens ein Bänderiss". Selten habe ich so einen Schmerz gespürt. Bordärztin Steffi diagnostiziert, dass zumindest kein Bruch vorliegt. Aus einem Paket Tiefkühl-Mais basteln wir eine Kühlkompresse. Später wickeln wir einen Verband mit Kühl-Salbe und meine nagelneuen, hohen Wanderschuhe bekommen eine ganz neue Funktion: sie stützen ab jetzt meinen lädierten Fuß.

Trotz dieses kleinen Unfalls (über die weitere Entwicklung werden wir berichten) begeben wir uns auf eine Bootstour durch die vorgelagerten kleinen Felsen zu den Pinguinen und wir fahren weiter südlich die Insel entlang durch Castro, Dacahue und Chonchi, die Westküste bei Cucao und schließlich Quellón, zum endgültigen Ende der chilenischen Panamericana.

Besonderes Kulturgut der Insel sind kleine Holzkirchen, die es hier in jedem winzigen Ort gibt und deren Holz teilweise noch aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammt.

Dann verlassen wir die Insel wieder über die Fähre im Norden, denn die Verbindung vom Südende zum Festland fährt nur einmal pro Woche und solange wollen wir nicht warten.

In Puerto Montt beginnt dann für uns ein neues Kapitel: Patagonien.

Aktuell

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© Tim Voges