Uruguay ist ein wenig der "Bonus" unserer Reise, denn dieses Land hatten wir ursprünglich gar nicht eingeplant. Die Route führt uns vorallem hierher, da wir unser Auto nicht von Buenos Aires / Zarate zurückverschiffen werden, sondern von Montevideo. Umso schöner, jetzt noch drei Wochen hier genießen zu können.
Von Gualeguaychú in Argentinien gehts über den Grenzfluss Rio Uruguay - der letzte Grenzwechsel mit dem Gelben! Wir fahren über Fray Bentos und Mercedes nach Colonia del Sacramento. Colonia ist eine der schönsten Städte unserer Reise. Schon die Anfahrt beginnt vielversprechend: eine zehn Kilometer lange Palmenallee (!) kündigt die Stadt an. Im Barrio Histórico dann alte Kolonial-Bauten, Straßencafés, urige Kneipen in verfallenen Häusern, ein Leuchtturm, Ahorn-Alleen. Wir erlauben uns den Spaß und erkunden die Altstadt in einem Elektro-Golf-Caddy, diese kann man hier an jeder Ecke mieten (warum gibt's die nicht überall?). Jonas ist begeistert über unseren "Cabriolet-Zweitwagen". Hier bleiben wir ein paar Tage und wir treffen auch einige Reisende, die mit ihren Mobilen im nahen Montevideo mit den Grimaldi-Frachtern angekommen sind.
Für uns geht es weiter ostwärts durch Uruguay an die Atlantikküste. Wir passieren die Hauptstadt Montevideo, lassen diese aber vorerst aus, denn dort werden wir uns noch in den letzten Tagen vor der Verschiffung ausführlich aufhalten.
Nun steuern wir erstmal ruhige Strandparadise an und schalten den Relax-Modus ein.
Auf unserer Fahrt entlang der Atlantikküste Uruguays entdecken wir viele kleine, schnuckelige Strand-Örtchen, genau das Richtige zum Ausklang einer langen Reise. Trotz tropischer Hitze (siehe Foto vom Thermometer) herrscht hier noch Vorsaison und wir haben viel Ruhe in unseren Strandparadiesen "Paraiso Suizo", „Piriápolis“, "La Pedrera", "Punta del Diablo"-ohne-zweites "O"- und "La Paloma".
Einmal campieren wir neben einer größeren Jugendgruppe in Zelten und befürchten Schlimmes für die Nacht, doch die Gruppe trinkt tatsächlich Tag und Nacht nur Mate-Tee und keinen Alkohol und ist entsprechend zahm.
Ein paar klitzekleine Herausforderungen haben wir auch noch zu meistern, der Gelbe verlangt per ‚Serv’-Warnlampe einen Schluck Öl, nur dass wir dieses Mal schon wissen, was die Lampe zu bedeuten hat und gelassen nachfüllen (2x0,5L auf 27.000km ist dann auch wirklich bescheiden).
In La Paloma krabbeln unzählige Bienen im nassen Sand des Strandes, das merke ich aber erst, nachdem ich in eine reingetreten bin. Unser Platz ist so oder so ein Traum, unter intensiv duftenden Pinien und tiefblauem Himmel schmeckt das Asado doppelt gut (und Jonas sammelt fleißig Pinienzapfen – die hier riesige Ausmaße haben und gut brennen – für das richtige Rauch-Aroma).
In La Pedrera stehen wir auf einem sehr hügeligen, engen Platz mit feuchtem Untergrund und ich denke noch "falls es regnet, müssen wir wegfahren". Doch nachts um drei - als es tatsächlich anfängt - ist man dann doch zu faul, das Fahrzeug umzuparken. Und siehe da: am nächsten Tag müssen wir den Wagenheber rausholen und viele, viele Backsteine in das Schlammloch stapeln, bevor wir uns befreien können.
Inzwischen haben wir auch unseren seit 6 Monaten nie benötigten 20L-Ersatzkanister in den Haupt-Tank geleert - in Uruguay ist die Tankstellendichte ja kein Problem. Dabei stellen wir fest: Der Kanister stand 6 Monate auf einem Schraubenkopf in unserer Materialkiste und es hat sich eine tiefe Kerbe gebildet. Es hätte wohl nicht viel gefehlt und wir hätten 20 Liter Diesel in der Kiste und dann im Kofferraum gehabt.
Und zu guter letzt versagt der Schalter unserer WC-Raum-Beleuchtung. Da wir keine "dunklen Geschäfte" machen wollen, muss ich auf die letzten Tage also noch einen McGyver-Ersatz-Schalter basteln.
Das "Paraiso Suizo" ist unser "Basislager" in Uruguay und bei der Herzlichkeit von Silvia und Heinz fällt es leicht, hier länger zu verweilen. Am Ende sind wir beim Pizzaessen in die "Großfamilie" integriert. Hier treffen wir auch eine deutsche Camperfamilie und Jonas ist mit der gleichaltrigen Emily direkt ein Herz und eine Seele. Von morgens bis abends spielen die beiden unzertrennlich.
Und wir bauen am Strand ein kleines Advents-Ensemble mit Kerze und Tannenzapfen (siehe Bild). Bei über 35 Grad hält die „Besinnlichkeit“ aber nur bis zum nächsten Bad im Meer :-)
Im Nationalpark Santa Teresa ist der nördlichste Punkt in Uruguay für uns erreicht. Nur noch 30Km bis zur brasilianischen Grenze. Das Kernstück von Santa Teresa ist ein historisches Fort aus portugiesischen Zeiten, doch drumherum erstreckt sich noch eine riesige Parkanlage mit diversen Quadratkilometern tropischer Vegetation, unberührten Stränden und: unendlichen Campingmöglichkeiten. Wir haben sogar ein lauschiges Plätzchen mit Strom und Wasseranschluss für lau, denn vor der Hauptsaison zahlt man: nix!
Abends kochen wir unser bewährtes Tomate-Soja-Frischkäse Hühnchen, nur das wir es diesmal, mangels Filets im Supermercado, selbst filetieren müssen. Eine undankbare Aufgabe, aber man lernt nie aus. Nachts gibt es ein tropisches Gewitter und das Klima im Auto zur Nachtruhe entspricht einer Dampfsauna.
In Montevideo geben wir zunächst "unseren Gelben" zur Rückverschiffung im Hafen ab. Die Prozedur dauert ca. zwei Stunden und führt über diverse Schalter mit diversen Formularen im Hafen, über die Fahrzeugwaage und schließlich zum Parkplatz des Autoterminals.
Erlebnisreiche 27.671 Kilometer hat uns der Gelbe durch die Länder Südamerikas gebracht und war dabei so zuverlässig, dass er kein einziges Mal eine Werkstatt von innen gesehen hat. Noch nicht mal einen Reifen mussten wir wechseln. Nach einem halben Jahr in diesem "Zuhause" sind wir einen Moment wehmütig.
Nun erkunden wir vom Hotel aus ein paar Tage die 'Cuidad Vieja' von Montevideo.
Montevideo ist eine sehr entspannte Hauptstadt und hat mit etwas über 1 Mio Einwohner auch eine noch überschaubare Größe. Insbesondere die Altstadt ist zu Fuß bestens zu erkunden. Alte repräsentative Bauten vermischen sich mit modernem Geschäftsleben und die Hauptstädter sind angenehm aufgeschlossen, und dabei südländisch relaxt.
An der Plaza Fabini, mitten in der Innenstadt, hat jemand einen kleinen Lautsprecher mit Tangomusik aufgestellt und schon beginnen einige Senioren zu tanzen und die umliegenden Parkbänke füllen sich, bis eine ganze Tanzgesellschaft beisammen ist.
An der Plaza Constitución gibts nachmittags eine lässige After-Work-Lounge mit DJ, Drinks und Snacks und das alles in der Fußgängerzone und unter Palmen.
Und am Sonntag treiben wir uns auf einem riesigen Flohmarkt herum, wo es von lebenden Vogelspinnen und Pfauen-Vögeln bis zu deutschen Bierkrügen alles gibt.
Dann machen wir uns auf den Weg zu unserer letzten Station auf unserer langen Reise: Mit der schnellsten Passagier-Catamaran-Fähre der Welt (58 Knoten = 107Km/h) düsen wir über das Rio-de-la-Plata-Delta nach Buenos Aires. Hier sind wir vor einem halben Jahr zur großen Rundreise gestartet. Wir genießen die letzten Tage im noblen Hotel The Claridge, das wir durch ein Internet-Schnäppchen extrem günstig buchen konnten. Nach zwei Tagen Ausklang in Buenos Aires geht es dann für uns zurück nach Deutschland.